Die Erneuerung der Mandaubrücke in Zittau, bringt einen Inselbetrieb zwischen Zittau Vorstadt und den Kurorten Oybin und Jonsdorf mit sich. Am 24. Februar wurden die ersten Fahrzeuge in einem „Umzugs-Zug“ nach Zittau Vorstadt und Bertsdorf gebracht.
Nach den Schwierigkeiten der Corona-Pandemie stellt der Neubau der Mandaubrücke im Zittauer Stadtgebiet eine weitere Herausforderung für die SOEG dar. Für die Zeit vom 28. Februar bis vrstl. 30. Juni gilt es, nach einem völlig neuen Fahrplan zu fahren, inklusive der Berücksichtigung einer möglichen Verlängerung dieser Baumaßnahme über den Juni hinaus. Der Zugverkehr beginnt früher und geht am Abend länger. Somit werden jeden Tag die gleichen km wie im normalen Fahrplan sowie die jährliche Kilometerleistung von 58.000 km erbracht, weil ansonsten ein Abzug des Bestellergeldes droht. Zwischen Zittau Hbf und Zittau Vorstadt gibt es Schienenersatzverkehr mit einem Bus, ohne einen Halt in Zittau Hp.
Während der Bauphase der Mandaubrücke wird der Bahnhof Bertsdorf zum Betriebsmittelpunkt. Dafür mussten die Gleisanlagen zum Lokschuppen und an der Laderampe instandgesetzt werden. Sie waren für das tägliche Befahren mit einer Dampflok nicht mehr ausgelegt. Auf dem Gleisende an der Laderampe erfolgt die Bekohlung der Dampflokomotiven. Ein neuer Prellbock sichert den Gleisabschluss. Zur Bekohlung der Dampfloks in Bertsdorf, sowie für die Anlieferung der Kohle, galt es eine effektive Lösung zu finden. Die Kohle wird übergangsweise mit Lkw nach Bertsdorf transportiert und auf der Ladestraße entladen. Für die Bekohlung ist ein Bagger angemietet, wo die Kollegen zu dessen Bedienung eingewiesen wurden. Zur Versorgung der Dampflokomotiven mit Kesselspeisewasser waren ebenfalls Arbeiten notwendig. In Bertsdorf gibt es für die Hauptsaison zwei Wasservorratsbehälter, aus denen zügig Wasser genommen werden kann. Im Winter wurde ein nicht isolierter Behälter entleert, aber für den Fahrplan der Bauphase reicht ein Wasserbehälter nicht aus. So erhielt auch der zweite Behälter eine Isolierung zur Frostsicherung.
Die Lokomotiven werden während der Bauphase in Bertsdorf stationiert. Das erforderte seitens des Vereins, das Heizhaus frei zu räumen und durch die SOEG zu ertüchtigen, was frühzeitig begonnen wurde. Eine Raum- und Kanalbeleuchtung, eine neue Treppe zum Wasserbehälter, ein Personalraum mit Küche sowie eine Heizmöglichkeit wurden installiert. Für die Personale sind der Aufenthaltsraum und die Sanitäranlagen somit im Heizhaus nutzbar. Dennoch fehlten Umkleideräume. Eine Dienstschicht mit Beginn im Bahnhof Zittau ist ohne Überschreitung der Dienstzeiten nicht möglich. Ebenso sind Fahrten mit dem eigenen Pkw in verschmutzter Dienstkleidung unzumutbar. Als Lösung wurden am Bahnhofsgebäude Container mit Spinten sowie Duschcontainer aufgestellt. Für die Mitarbeiterinnen wurde mit dem Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen vereinbart, dass sie in der Zeit des Inselbetriebes die Ferienwohnung im Bahnhof als Umkleideraum nutzen können.
Packwagen als auch Rollstuhlwagen besitzen Batterien, die über Nacht geladen werden. Dafür sind am Bahnsteig Stromanschlüsse hergestellt worden. Für den Speisewagen wurde ein Trinkwasseranschluss geschaffen. Fristarbeiten an Lokomotiven werden weiterhin in Zittau durchgeführt und dorthin mit einem Transporter auf der Straße gebracht.
Für die Abstellung der Fahrzeuge im Bahnhof Bertsdorf sind die verschiedenen Fahrplanperioden der Haupt- und Nebensaison, sowie der Einsatz des Speisewagenzuges zu beachten. Vor dem Sperrbeginn waren alle benötigten Wagen und Lokomotiven nach Bertsdorf überführt worden. Dort sind im Gegensatz zum Bahnhof Zittau aber weniger Abstellgleise vorhanden. Insgesamt gibt es sechs Gleise, von denen vier für die Abwicklung des Hauptsaison-Fahrplans gebraucht werden. Daher ist es eine Herausforderung, alle Fahrzeuge hier unterzubringen. Eine Abstellung in einem anderen Bahnhof wurde verworfen, da diese über Nacht unbeaufsichtigt wären. Der Bahnhof Bertsdorf ist rund um die Uhr besetzt. Für den Zeitraum des Nebensaisonfahrplans ist der Zugleiter im Bertsdorfer Stellwerk nicht besetzt. Daher mussten weitere Weichen auf Handweichen umgebaut werden. Aufgrund der Nutzung von Zittau Vorstadt als „Endbahnhof“ wurden die Rückfallweichen bereits im März in Betrieb genommen. Alle Dampfzüge werden in Zittau Vorstadt Wasser nehmen und ausschlacken. Dafür musste der Wasserbehälter instandgesetzt werden und eine Möglichkeit zum Ausschlacken sowie der Entsorgung der Schlacke geschaffen werden. Durch den Fahrplan ergibt sich für die Personale eine Pause in Vorstadt. Dafür wurde der Aufenthaltsraum der Infrastruktur im Bahnhofsgebäude ertüchtigt. Zusätzlich gibt es hier einen Fahrkartenverkauf. Auch ändert sich der zentrale Zustiegspunkt in Zittau Vorstadt und der Schienenersatzverkehr musste angebunden werden. Für Reisende, die mit dem eigenen Pkw anreisen, entstand, aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem Olbersdorfer Gusswerk, auf einer Wiese kurzerhand ein Parklatz, der mit einer verkehrsrechtlichen Anordnung der Stadt Zittau ausgeschildert wurde.
Nach der Bewältigung dieses logistischen Aufwandes hofft die SOEG nach den Corona-Monaten nun auf bessere Zeiten. Vielleicht ist dieser besondere Betrieb ein Grund einmal (mehr) nach Zittau zu kommen. Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein pünktliches Ende der Brückenbaumaßnahme!
Fotos: Mario England